Bunte Blühwiesen statt graue Schottergärten

Am 26. April 2021 startet in der Gemeinde Nordstemmen unsere Aktion „Insekten-Glück in Tüten“. Um gemeinsam den Bestand unserer Insekten zu schützen, können Interessierte kostenlos eine Blühwiesen-Mischung für den eigenen Garten erhalten. Jede Blühwiese leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in unserer Region. Erhältlich sind die kostenlosen Samen-Mischungen in der Gärtnerei Fredebold in Rössing und bei Schreibwaren Walter in Nordstemmen (Nähe Rathaus-Kreisel).

Foto: Anrita1705@Pixabay

Warum sind Insekten so wichtig?

  • Nahrungsgrundlage: viele Insekten werden von größeren Tieren gefressen. Auf dem Speiseplan von u. a. Vögeln, Fledermäusen, Igeln oder Fröschen sind Insekten unverzichtbar. Geht ihnen die Nahrung aus, ist auch ihr Bestand gefährdet.
  • Bestäubung: nicht nur Bienen, sondern auch viele Schmetterlingsarten, Käfer, Schwebfliegen und Wespen übernehmen die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen. Wie schlecht wir ohne diese natürlichen Helfer in der Landwirtschaft dastehen würden, hat ein Bestäubungsexperiment des Senders SWR gezeigt. Ergebnis: keiner bestäubt so gut wie Insekten.
  • Verwertung organischer Substanzen: Bodeninsekten spielen beim Zersetzungsprozess von Pflanzenmaterial eine wichtige Rolle und sorgen dafür, dass Nährstoffe schneller wieder verfügbar gemacht werden.

Welchen Umfang hat das sogenannte „Insektensterben“?

Für die sogenannte Krefelder Studie, die 2017 für viel Aufsehen gesorgt hat, haben ehrenamtliche Wissenschaftler des Entomologischen Vereins Krefeld in den Jahren von 1989 bis 2015 an insgesamt 60 Standorten in Deutschland Daten zum Bestand an Fluginsekten gesammelt. In diesem Zeitraum hat sich die Biomasse der Fluginsekten um mehr als 75 Prozent verringert.

Eine 2019 veröffentlichte Studie der TU München kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: im Untersuchungszeitraum von 2008 bis 2017 ging die Artenvielfalt im Bereich der Insekten um etwa ein Drittel zurück. Und auch hier wurde eine enorme Abnahme der Biomasse von Insekten verzeichnet. Bei Graslandschaften gab es einen Rückgang um 67 Prozent – in wohlgemerkt 9 Jahren.

Welche Gründe gibt es für den Insektenrückgang?

Das Bundesamt für Naturschutz nennt einige Gründe, die das Verschwinden von immer mehr Insekten erklären.

  • Durch die ständig voran schreitende Vergrößerung von Siedlungs- und Verkehrsflächen wird den Insekten mehr und mehr Lebensraum genommen.
  • Landwirtschaftliche Nutzflächen werden immer größer. In diesen Monokulturen finden immer weniger Insekten Zuflucht. Häufig wird auch die Blühwiese am Ackerrand gemäht, so dass auch hier wertvoller Lebensraum für Insekten vernichtet wird.
  • Auch bei absolut korrekter Anwendung können Pflanzenschutzmittel nicht nur die gewünschten Schädlinge vernichten, sondern auch andere Insekten und Pflanzen negativ beeinträchtigen.
  • Überdüngung stellt nicht nur auf den Ackerflächen selbst ein Problem dar. Durch den Dünger wird zum einen die Pflanzenvielfalt auf der Ackerfläche reduziert. Die Nährstoffe des Düngers gelangen aber über das Grundwasser auch in Gewässer und sorgen für verstärktes Algenwachstum. Dieses wiederum kann zu Sauerstoffmangel führen, der negative Auswirkungen auf Insektenlarven hat.
  • Auch die zunehmende Lichtverschmutzung hat einen Einfluss auf unsere Insekten. Künstliche Lichtquellen nehmen vielen Tieren die Orientierung. Außerdem sorgt der andauernde Lichtreiz etwa einer Straßenbeleuchtung dafür, dass Tiere reflexhaft immer wieder dorthin fliegen und so einen erheblichen Energieverlust erleiden.

Was können wir tun?

Natürlich können wir nicht die ganze Welt auf einmal retten. Weder Landwirtschaft noch Straßenbau sollen verboten werden – obgleich eine stärkere Rücksicht auf Umweltaspekte zukünftig immer wichtiger sein wird.

Wir können aber zumindest im gewissen Rahmen Lebensräume für Insekten schaffen. Blühwiesen stellen hier eine große Hilfe dar, die für uns keinen großen Aufwand bedeutet. Insekten finden hier einen Rückzugsort, an dem sie sowohl Schutz als auch Nahrung finden. Und für uns ist der Aufwand sehr übersichtlich: die Blumenmischung einsäen und ein paar Tage lang mit Wasser versorgen. Danach erfreut sie uns den ganzen Sommer über mit bunten Blüten.

Foto einer Blühwiese
Foto: Caniceus @Pixabay

Blühwiesen sind natürlich nicht nur bei den Grünen ein wichtiges Thema. Vorreiter ist in unserer Gemeinde der Ortsrat Rössing, der schon seit mehreren Jahren im Frühjahr das sogenannte Straßenbegleitgrün in bunte Blumenbeete verwandelt.

1 Kommentar

  1. Andreas

    Tolle Aktion …war vor drei Tagen bei Walter…keine Tüten mehr da… das zeigt wir Nordstemmener sind echte Naturliebhaber …auf den Fredebold nach Rössing…

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